Institut für angewandte Karst- und Höhlenkunde GmbHKarstinstitut

Höhlen und Karst

Höhlen und Karst

Höhlen sind im Gegensatz zu Bergwerken, Tunneln oder Kellern auf natürliche Weise, also ohne menschliches Zutun entstanden. Sie sind mindestens so groß, dass sich ein Mensch darin fortbewegen kann. Das bedeutet nicht, dass eine Höhle immer bequem begehbar sein muss. Oft genug ist eine Fortbewegung nur kriechend oder durch Einsatz von Einseiltechnik möglich. Höhlen können in fast allen Festgesteinen und im Eis vorkommen. Sind die Hohlräume zeitlgleich mit dem sie umgebenden Gestein entstanden, spricht man von Primärhöhlen. Dazu zählen u. A. Vulkangesteinshöhlen wie unterirdische Lavatunnel oder Gasblasen.

Die meisten Höhlen entstehen jedoch nach der Gesteinsbildung als Sekundärhöhlen durch Verwitterungsvorgänge wie Erosion, Auflösung oder durch Bewegungsvorgänge wie Hangabrisse oder Blockverstürze. Auflösungshöhlen stellen weltweit den bedeutendsten Höhlentyp dar. Diese Höhlen entwickeln sich in Kalk-, Dolomit-, Gips- und Salzgesteinen. Entlang von Fugen im Gestein kann das Grundwasser durch Lösung zuerst kleine Röhren bilden, die dann zu Höhlen erweitert werden. Durch Auflösung entstandene Höhlen werden als Karsthöhlen bezeichnet. Der Großteil der Höhlen liegt in Karstgebieten. Dort gibt es neben Höhlen oft auch eindrucksvolle Oberflächenformen. Dolinen (trichterartige Bodenvertiefungen), Erdfälle, Bachschwinden, große Quellen oder scharfkantig herausgewitterte Felsoberflächen, sogenannte Karrenfelder, prägen unter anderem die Landschaft und geben ihr einen unverwechselbaren Charakter.

Höhlen kommen deshalb häufig dort vor, wo wasserlösliche Gesteine einen größeren Anteil an der Schichtenfolge haben. Karstgebiete existieren in Deutschland flächendeckend, gehäuft in den Mittelgebirgen und den Alpen. Sie nehmen etwa 12 % der Gesamtfläche ein. Insgesamt konnten in Deutschland bislang etwa 11.000 Höhlen katastermäßig erfaßt werden.

Zudem sind sie ein bedeutender Lebensraum. Allein in Deutschland sind über 750 Tierarten auf unterirdische Habitate angewiesen. Sie überwintern, übersommern oder verbringen ihren gesamten Lebenszyklus dort. Fledermäuse gehören dabei zu den streng geschützen Arten.

Höhlen sind Fundorte von paläontologischen und archäologischen Hinterlassenschaften, die bis weit zurück in die Anfänge der Menschheit und darüber hinaus reichen. Höhlensedimente und Tropfsteine sind erdgeschichtliche Klimaarchive.